Wildernde Hunde reißen Rehe am Schelmenbühl. 17.04.2013
Ein toter Rehbock wird nun zur Untersuchung ins Tierhygienische Institut nach Freiburg gebracht.
Jagdpächter August Baur hat den toten Rehbock in einer Wanne in seinem Kofferraum geladen. Kurz hebt er die Plane, um die Bisswunden des toten Rehbocks zu zeigen. Baur zeigt die Wunde am Hinterlauf oder Keule des Rehs: „Mit diesem Biss ist sein Schicksal besiegelt worden.“ Das Reh wird lahm, bis der oder die Hunde sich im Hals verbissen und damit den Bock gerissen haben, ist eine Frage von Sekunden. In diesem Fall ist sich August Baur ziemlich sicher: „Das waren eher zwei Hunde.“
Spuren weisen auf Hunde hin
Am Sonntag in der Mittagszeit dürften sie das Reh im Wald am Hang zwischen Stockacher Aach gewittert und es den Hang hinauf zur Obstanlagen auf dem Schelmenbühl gejagt haben. Oben habe das Reh vor dem Zaun abgebremst, „dann haben es die Hunde“, so lautet die Rekonstruktion von August Baur. Es ist mehr als eine Vermutung, zwei jagende Hunden seien gesehen worden, die Spuren auf dem Platz vor dem Zaun sind eindeutig. Dennoch stellt Jagdpächter Baur klar: „Ich kann keinen verdächtigen.“
Schon das dritte gerissene Reh
Aber weil es bereits das dritte gerissene Reh in diesem Jahr im weiteren Bereich des Schelmenbühls ist und es auch in Allensbach einen ähnlichen Fall gibt, lässt der Kreisjägerverband Konstanz den Vorfall nicht auf sich beruhen. Baur fährt den toten Bock in die Tierverwertungsanstalt Protec nach Orsingen, dort wird das Reh von Tiermedizinern des Veterinäramts angeschaut, dann kommt der Kadaver zur genauen Untersuchung ins Tierhygienische Institut nach Freiburg. Die Hoffnung der Jäger lautet: „Dort lassen sich vielleicht DNA-Proben eines Hundes feststellen“, sagt Baur. Mit dieser DNA-Probe könnte bei einem verdächtigen Hund der Nachweis geführt werden.
Ein aufwendiges Verfahren, das sich der Kreisjägerverband etwas kosten lässt. Die Untersuchung im Tierhygienischen Institut in Freiburg sei nicht ganz billig, weiß Baur. „Aber man kann nicht immer zusehen, wenn das immer wieder passiert.“ Baur liegt es fern, die Hundehalter im Allgemeinen zu brandmarken, er selbst hat einen Weimaraner. „Die meisten haben ihre Hunde im Griff.“ Problematisch seien diejenigen, die ihren Hund frei laufen lassen, ohne sie unter Kontrolle zu haben und dennoch nicht an die Leine nehmen.
Appell an Hundehalter
Baur appelliert an die Vernunft der Hundehalter. Gerade bei Jagdhunden sei der Jagdtrieb immer da. Deshalb müsse bei diesen Tieren das Gehorchen immer wieder geübt werden. Für den erfahrenen Jäger steht auch fest: „Wenn Kinder mit Jagdhunden spazieren gehen, sind sie oft schlichtweg überfordert.“ Was für den Jäger gar nicht geht, sind Halter, die ihre Hunde nachts frei laufen lassen und diese dann jagen gehen. „Auch das haben wir beobachtet.“
Untersuchung soll Beweis erbringen
Wer seinen Hund nicht unter Kontrolle hat, begeht nach dem Landesjagdgesetz eine Ordnungswidrigkeit, sie ist strafbar. Falls das Tierhygienische Institut in Freiburg bei der Untersuchung des Rehbocks eine Hunde-DNA bestimmen kann, hätte der Kreisverein der Jäger zumindest einen tauglichen Abgleich für ein Beweisverfahren. August Baur zeigt auf die Fracht in seinem Kofferraum und sagt: „Das machen wir, weil ein paar Leute nicht glauben wollen, dass ihr Hund jagt.“
Foto: An diesem Zaun auf dem Schelmenbühl kurz vor dem Ortseingang von Wahlwies haben Hunde einen Rehbock gerissen: Jagdpächter August Baur schätzt anhand der ausgerissenen und verstreuten Haare des Rehbocks den Kampfplatz auf fünf mal drei Meter.
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.