Hunde reissen Rehe - Besitzer versagen. 08.02.2013
      Ein Vierbeiner hat am Donnerstag in Gempen SO ein Reh schwer verletzt. Zwar besteht im Kanton Solothurn kein Leinenzwang, trotzdem ist es strafbar, den Hund wildern zu lassen.
      Wildhüter Werner Ehrsam ist empört. Im solothurnischen Gempen hat am Donnerstag ein Hund ein Reh gerissen. Als Ehrsam alarmiert wurde, blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: das arme Reh zu erschiessen. «Hunde haben den Jagdtrieb in den Genen. Genau deshalb müssen sie angeleint bleiben», sagt Ehrsahm. Doch die Leinenpflicht gilt nur im nahe gelegenen Kanton Basel-Land, nicht in Solothurn. «Viele Hundehalter kommen extra deswegen hierher.»
      Das ärgert Ehrsam. «Angegriffene Rehe liegen möglicherweise tagelang im Wald und gehen elend zugrunde.» Würde der Besitzer gefunden, könnte er zur Rechenschaft gezogen werden. Hunde vorsätzlich wildern zu lassen, ist ein Straftatbestand. Wiederholen sich die Fälle, dürfen Wildhüter Hunde sogar abschiessen.
      Hunde töten weniger effizient als Luchse
      Gemäss eidgenössischer Jagdstatistik werden jährlich 400 bis knapp 1000 Rehe von Hunden gerissen. Das ist ein kleiner Anteil - wesentlich mehr Rehe sterben, weil sie von Autos angefahren werden. Dennoch hält Martin Baumann vom Bundesamt für Umwelt wildernde Hunde für problematisch.
      «Luchse können mit einem Biss Rehe innert Sekunden töten. Hunde sind jedoch weniger effizient, oft wird das Tier über lange Zeit totgebissen», sagt Baumann. Doch nicht nur das Reissen, auch das Jagen sei ein Problem. «Wildernde Hunde jagen stumm - das Reh kann die Gefahr nicht orten und erleidet Todesängste», so Baumann. Komme das immer wieder vor, sei der Wildbestand dadurch wesentlich gestört.
      Sachkundeausweise reichen nicht aus
      Frieda Rauch, Präsidentin des Schweizer Grossrassen Hundeclubs appelliert an die Verantwortung der Hundehalter. «Der Wolf ist in jedem Hund. Weiss ein Besitzer aber, dass sein Tier über einen ausgeprägteren Jagdinstikt verfügt, muss er seinen Hund dringend an die Leine nehmen.»
      Zu viele Hundehalter seien nicht genügend über ihren Vierbeiner informiert und würden den Jagdtrieb unterschätzen. So auch der Besitzer des Hundes in Gempen. «So etwas macht man nicht, dass ist verantwortungslos», sagt Rauch. Gerade in Waldnähe müssen solche Hunde an die Leine.

     Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.