Wildernde Hunde jagen und reißen Rehe im Kreis Olpe. 19.03.2013
Die Kreisjägerschaft schlägt Alarm: Mehrfach seien gerade in den vergangenen Tagen im Kreis Olpe wieder Rehe von wildernden Hunden gejagt und gerissen worden, darunter auch hochträchtige Ricken. „Euer Hund ist eben nicht nur der liebe Freund der Familie, sondern auch ein Raubtier", sagt Jäger Heinz Gerd Kottmann im Namen der Jägerschaft.
Karl-Josef Fischer aus Wenden, Vorsitzender der Kreisjägerschaft und des Hegerings Wenden, nimmt die aktuelle Nachricht seines Jagdkollegen Heinz-Gerd Kottmann (Hegering Wenden) zum Anlass, die Hundehalter noch einmal eindringlich aufzufordern, ihre Hunde an die Leine zu nehmen, wenn man sich sensiblen Regionen, in denen Rehwild in der Nähe sein könne, nähere. Fischer: „Es ist ein Problem, das in allen Regionen des Kreises auftaucht. Gestern habe ich noch ähnliche Meldungen aus Attendorn und Drolshagen erhalten.“
Der Wortlaut, mit dem Heinz Gerd Kottmann seinen Hegeringleiter informierte und bittet, die Öffentlichkeit in Kenntnis zu setzen, zeigt die Betroffenheit des Jägers. Unter anderem schreibt er: „Bitte lasst Eure Hunde besonders im Frühjahr nicht von der Leine. Das Wild ist durch den langen und harten Winter sehr geschwächt und muss zusätzlich die letzten Reserven für die Entwicklung der ungeborenen Jungtiere mobilisieren.
Jeder Hund ist auch ein Beutegreifer.
Jeder Hund, ob er noch so klein ist und noch so gut aufs Herrchen hört, ist seinem Ursprung entsprechend ein Beutegreifer. Wenn er Wild in die Nase bekommt, wird er zum Raubtier.“
Beigefügt hat Kottmann ein Foto der gerissenen Ricke und der drei Embryonen. Dazu schreibt er, dass die Ricke mitsamt ihrem werdenden Nachwuchs am vergangenen Montag in Hünsborn unterm Steimel von einem Rhodesian Ritchback gerissen worden sei. Kottmann: „Die Besitzer waren dabei, aber sie konnten ihren Hund nicht davon abhalten. Der Anblick von vier zerstörten Leben ist wohl selbst für den hartgesottensten Menschen unerträglich.“ Kottmann appelliert im Namen der Jägerschaft: „Lasst es nicht so weit kommen, denn Euer Hund wird Euch entfremdet sein. Er ist eben nicht nur der liebe Freund der Familie, sondern auch ein Raubtier.“
Im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigte Karl-Josef Fischer die Problematik: „Es gibt nur wenige Hunde, die in solchen Situationen zurückgerufen werden können. Die müssen extrem gut trainiert sein. Im Zweifelsfall sollten Hundebesitzer auf jeden Fall die Hunde anleinen, auch, obwohl es auf den normalen Waldwegen keine Anleinpflicht gibt.“
Jäger dürfen wildernde Hunde erschießen.
Fischer wollte es nicht als Drohung verstanden wissen, fügte auf Anfrage aber hinzu, dass Jäger autorisiert seien, wildernde Hunde zu erschießen. Fischer: „Jäger müssen allerdings beweisen, dass die Hunde auch tatsächlich gewildert haben.“ Das sei dann der Fall, wenn ein Hund auf frischer Tat mit dem gerissenen Wild angetroffen werde. Hundebesitzer sollten sich vor Augen führen, dass viele hierzulande gehaltenen Hunde nicht geübt seien, Wild schnell zu töten, wie etwa ein in der Wildnis jagender Wolf. Wenn ein solch er Hund ein Reh reiße, müsse das Tier durch das ständige, mehrfache Nachfassen und Reißen des Hundes lange leiden.
Auf die Frage, wie ein Jagdaufseher mit einem verendeten Reh umzugehen habe, klärte Fischer auf, dass ein solches Reh keinesfalls mehr zum Verzehr geeignet sei: „Wir vergraben solche Tiere dann im Wald. übernehmen diese Pflicht freiwillig.“ Müsste der Kreis jedes Stück, auch Verkehrswild, entsorgen, würde das mehr als 200 Euro je Tier kosten. Das sollte man bei der Diskussion um die Jagdsteuer vielleicht einmal bedenken.
Foto: Jäger Heinz-Gerd Kottmann aus Wenden dokumentierte nach einem Hundeangriff auf ein trächtiges.
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.