Wildernde Hunde reissen junge Rehe. 18.07.2015
      Drei Rehe wurden in Zumikon und Zollikon innert drei Tagen von Hunden getötet. Jagdaufseher Kurt Erni macht ein neues Phänomen Sorgen: Hundesitter, die ihre Schützlinge nicht im Griff haben.
      «Schon wieder hat in Zumikon ein Hund ein junges Reh getötet», berichtet Leserin Marianne Bertschinger. Der Jagdaufseher des Reviers Zumikon, Kurt Erni, bestätigt den Vorfall. Zwei Hunde jagten letzte Woche in der Nähe des Schützenhauses eine Rehgeiss mit zwei Jungtieren. Das eine Rehkitz wollte durch einen Bach flüchten. Doch es schaffte es nicht. Im Bachbett wurde es von den beiden Hunden zu Tode gebissen. Das Gebiet beim Golfplatz und dem Schützenhaus ist beliebt bei Hundehaltern.
      Manchmal werden bis zu zehn Hunde aus einem Fahrzeug ausgeladen – es sind Hundesitter, welche mit den Vierbeinern im Zumiker Wald Gassi gehen. Marianne Bertschinger hat selber einen Hund und führt ihn im Wald an der Leine. Beim Golfplatz treffe sie aber immer wieder Leute an, die ihre Hunde im Wald frei herumstöbern lassen.
      Bussen für Hundehalter
      Einen Leinenzwang gibt es in Zumikon zwar nicht. Das Gesetz über Jagd und Vogelschutz schreibt aber vor, dass «Hunde an Waldrändern sowie bei Dunkelheit in Sichtweite und auf kurze Distanz abrufbar sind.» Der Hund sollte sich laut Erni maximal 15 bis 20 Meter entfernen. Wird ein Hund beim Jagen erwischt, kann der Halter gebüsst werden – so steht es im Hundegesetz.
      Letzte Woche musste Kurt Erni drei Mal ausrücken, weil Rehe von Hunden gejagt wurden. Zwei Mal wurde ein Rehkitz gerissen – beim Schützenhaus und im Zollikerberg, der teilweise auch zu seinem Revier gehört. Im dritten Fall fand Erni beim Modellflugplatz Maur eine Rehgeiss ohne sichtbare Verletzungen, die «zu Tode gehetzt wurde», wie er vermutet. Sechs Rehe sind in Ernis Revier in den letzten zwei Jahren von Hunden getötet worden. «Und das sind nur die Fälle, von denen ich weiss.» Die Dunkelziffer sei wohl höher.
      «Was mir Sorgen macht, sind verschiedene Hundesitter, die auch aus der Stadt Zürich kommen.» Diese seien zum Teil mit zehn bis zwölf Hunden unterwegs. Gemäss einem Leitfaden des Veterinäramts liegt das empfohlene Maximum bei fünf Hunden. Häufig beobachtet Erni aber, wie zwei Hundesitterinnen oder Hundesitter gemeinsam mit über zehn Hunden unterwegs seien. «Ein solches Rudel kann man nicht kontrollieren», sagt Erni.
      Er kenne aber auch viele verantwortungsvolle Hundesitter, sagt Erni. «Die melden mir, wenn ein Reh gehetzt wurde.» Uneinsichtige – ob Hundesitter oder normale Hundehalter – werden verzeigt. Etwa zwölf Mal pro Jahr meldet Erni Fehlbare beim Statthalteramt. Sie müssen mit einer Busse in der Höhe von mehreren hundert Franken rechnen. So auch der Besitzer der Hunde, die das junge Reh im Bachbett töteten. Der Mann hatte sich nach dem Vorfall bei Erni gemeldet.
      In Küsnacht herrscht Ruhe
      In anderen Gemeinden im Bezirk Meilen ist die Situation weniger dramatisch. So wurde in Hombrechtikon dieses Jahr noch gar kein Reh von einem Hund gerissen, berichtet Wildhüter Hans Müller. Letztes Jahr war es eins.
      Ähnlich sieht die Situation in Küsnacht aus. «Die letzten zwei bis drei Jahre hat diesbezüglich Ruhe geherrscht», sagt Wildhüter Hans-Jürg Haas. Allerdings seien früher jeweils bis zu vier Rehe pro Jahr von Hunden gerissen worden.
      In Zollikon ist die Zahl höher. Fünf bis zehn Rehe würden jährlich von Hunden gerissen, schätzt Wildhüter Louis Wirtz. Aber er erfahre nur selten davon. Deshalb gebe es auch wenig Verzeigungen. «Dieses Jahr war es bislang noch keine einzige, letztes Jahr waren es zwei», sagt er. Er sieht eine leicht positive Entwicklung. Wirtz sagt: «Die Hundebesitzer sind für das Thema sensibilisiert.» Offenbar sind dies nicht alle, wie die Fälle aus Zumikon zeigen. (Zürichsee-Zeitung)

     Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.