Wildernder Hund wird weiter gesucht. 25.08.2011
Walchensee/Murnau - Die Hirschkuh, die Anfang August im Heimgarten-Gebiet von zwei Hunden Labrador zerbissen wurde und anschließend von einem Jäger erschossen werden musste, ist kein Einzelfall.
Verantwortlich für das Leiden von Rehen, Gämsen und auch Hirschen sind nicht die Vierbeiner: Es sind die Halter - da sind sich Jäger, Polizei und auch Hundebesitzer einig. Von Letzteren gebe es mit 90 Prozent gar keine Probleme, so Harry Schleuder, der bei der Polizeiinspektion Murnau unter anderem für die Jagdfachbearbeitung und das Tierschutzrecht zuständig ist. „Die meisten passen auf ihre Hunde auf.“ Das heißt nicht unbedingt, dass die Tiere im Wald angeleint sein müssen. „Wenn sie folgen, können sie auch frei laufen.“
Dass es viel Zeit braucht, bis Tiere wirklich auf’s Wort hören, kann Robert Drexler, Leiter der Rettungshundestaffel der BRK-Kreisgruppe Garmisch bestätigen. „Das kann Jahre dauern.“ Er und seine Kollegen trainieren auch im Wald. „Einen Wildunfall hatten wir noch nie.“ Ist er privat unterwegs, wird der vierbeinige Freund trotzdem angeleint. Andere scheinen keinen Grund darin zu sehen, Wildtiere zu schützen. „Es gibt Fälle, bei denen die Hunde immer wieder wildern und trotzdem nicht angeleint werden.“ Die Halter scheint das nicht zu interessieren. „Sie belächeln jeglichen Hinweis“, weiß Schleuder. So wie eine Frau aus Saulgrub, deren Tiere nachweislich schon zwei Rehe gerissen haben.
Die Möglichkeiten, die Hundebesitzer in die Schranken zu weisen, sind begrenzt: Leinen-, Maulkorb- und Zwingerzwang wären das eine. Kommt es wiederholt zu Problemen, versucht man, „die Tiere dem Halter wegzunehmen“, erklärt der Polizeihauptkommissar. Das sei wiederum aber ein „großer Verwaltungsakt“. Die letzte Möglichkeit liegt in den Händen der Jäger: nach Artikel 42 des Bayerischen Jagdgesetzes dürfen sie „wildernde Hunde (...) töten. Hunde gelten als wildernd, wenn sie im Jagdrevier erkennbar dem Wild nachstellen und dieses gefährden können“.
Übrigens: Auf den 43-Jährigen aus dem Raum Großweil/Schlehdorf, dessen Hunde am Heimgarten zubissen, kommt nun ein Bußgeldbescheid zu. Sein Mischling ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
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Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.