Wildernder Hund reisst Rehkitz. 22.07.2009
EMSDETTEN Das Kitz hat Jagdaufseher Stefan Frühauf gut gekannt. „Das hat immer unterhalb der Kläranlage gestanden.“ Jetzt hat er es dort schweren Herzens begraben. Ein wildernder Hund hat das drei Monate alte Reh gerissen. Jetzt irrt die Ricke durch die Emsaue und sucht ihr Junges.
Ein Zeuge hat gesehen, wie ein mittelgroßer, schwarzer Hund dem Kitz hinterher gehetzt ist, es gepackt und sich im Hinterlauf verbissen hat. Den Hund konnte der Mann noch vertreiben, aber für das Kitz gab es keine Rettung mehr. Der Zeuge verständigte den Hegering.
Kein Einzelfall
Das ist kein Einzelfall, weiß Johannes Judith, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Emsdetten. Probleme mit wildernden Hunden gibt es immer wieder in der Emsaue, berichtet auch Jagdaufseher Stefan Frühauf. „Das macht die Nähe zum Wohngebiet Biekmeresch. 50 bis 60 Hundebesitzer – so schätzt er – nutzen die idyllische Emsaue für das Gassi-Gehen.
Sensibler Bereich
„Die Emsaue ist aber ein ganz sensibler Bereich“, erklärt Johannes Judith und bittet die Hundehalter, auf die Belange des Naturschutzes Rücksicht zu nehmen. Unterhalb des bei Radfahrern und Fußgängern beliebten Emsauenweges beginnt das europäische FFH-Reservat. „Hier hat unangeleint kein Hund etwas zu suchen“, betont Frühauf und weist auf die gültigen Vorschriften hin.
Unter Kontrolle
Natürlich wissen die Jäger, dass Hundebesitzer Bello und Co. gerne frei laufen lassen. „Das ist soweit auch in Ordnung“, sagt Johannes Judith, aber eines ärgert Stefan Frühauf dabei doch: „Viele wissen gar nicht, wo ihr Hund ist, schauen sich nur alle zehn Minuten einmal danach um.“ Es sei das Mindeste, dass sie ihren Hund beim Spaziergang unter Kontrolle haben. „Und wenn sie wissen, dass der Hund nicht hundertprozentig gehorcht, dann gehört er auch nicht von der Leine.“
Eine Straftat
Viele Hundehalter seien sich gar nicht bewusst, dass es eine Straftat sei, wenn der Hund wildere, sagt Johannes Judith. Und nur höchst ungern griffen die Jäger zum letzten Mittel: „Wir dürfen einen wildernden Hund schießen“, sagt Judith.
Viel Bewegung
Gerade jetzt zur bald beginnenden Blattzeit bitten die Jäger, besonders auf ihre Hunde aufzupassen. Wenn die Böcke den Ricken hinterher steigen, herrsche besonders viel Bewegung im Revier. Dann könnten die Hunde noch schneller Fährte wittern. Wenn sie dann den Rehen hinterherhetzen, kann dies schnell ein tragisches Ende nehmen – nicht nur für das Tier, sondern auch für Menschen. „Die Rehe rennen auf die Straße und werden überfahren.“ 17 Wildunfälle hat es im vergangenen Jahr entlang der Emsaue zwischen Emsdetten und Hembergen gegeben, warnt Johannes Judith.
Foto: Ein trauriges Bild: Jagdaufseher Michael Frühauf zeigt das von einem wildernden Hund gerissene Rehkitz.
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.