Streunende Hunde im Wald – für andere Tiere eine Gefahr. 01.06.2010
Was ist los in Badens Wäldern? "Innerhalb einiger Jahre hat sich die Zahl der gerissenen oder zu Tode getriebenen Rehe verdreifacht", weiß ein Experte – und kennt den Grund: freilaufende Hunde. Ein Blick in den Breisgau.
GUNDELFINGEN/HEUWEILER/ DENZLINGEN. Auf den sattgrünen Wiesen in Heuweiler suchen Jungstörche nach Nahrung. Ein Spaziergänger mit Hund betrachtet die Idylle. Plötzlich schießt sein Labradorrüde auf die Adebars los. Diese entfliegen der drohenden Gefahr. Manche Rehe indes werden derzeit zur Beute von wildernden Hunden. Ein Problem, das auch die Gundelfinger Jagdpächter und auch die Förster in Gundelfingen Glottertal und Denzlingen kennen.
Auf dem Weg vom Einbollen zum Kandel hoch marschiert ein junger Mann mit seinem Deutschen Kurzhaar-Vorstehhund. Der Hund trabt neben seinem Herrchen her, bleibt manchmal stehen, schnüffelt und rennt weiter. Manchmal enteilt der braune Hund seinem Herrn, biegt um eine Kurve. Unerwartet stoßen die beiden auf den zuständigen Förster: "Sie müssen Ihren Hund anleinen, es sei denn, er gehorcht aufs Wort". Der junge Mann lächelt, gibt dem Waidmann recht und zeigt ihm, wie sein Vierbeiner tatsächlich aufs Wort folgt. Dennoch leint er seinen Jagdhund an.
Wie erst im Frühjahr in Umkirch und der March, wo wildernde Hunde nächtens in einer Schafherde wüteten und Tiere rissen, so ist der Tod von manchen Wildtieren häufiger Hunde geschuldet als viele Bürger glauben. "Jedoch ist nicht nur das Reißen und Töten ein Problem, sondern jede Störung kann vor allem in nahrungsarmen Zeiten Wildtieren schaden und ihre Überlebenschance vermindern", so Ekkehard Ophoven von der Freiburger Jägervereinigung.
Seit einiger Zeit hätten sich die Vorfälle mit wildernden und freilaufenden Hunden vor allem im Gundelfinger Wald deutlich ausgeweitet, meint der zuständige Jagdpächter Hans Knapp. So trieben besonders zwei wildernde Hunde auf der Gundelfinger Gemarkung ihr Unwesen. Die Jäger wissen von "zahlreichen Zwischenfällen". "Innerhalb einiger Jahre hat sich die Zahl der gerissenen oder zu Tode getriebenen Rehe verdreifacht", erläuterte jüngst Ekkehard Ophoven gegenüber der BZ.
Jede Störung mindert die Überlebenschancen
Nun interessierte sich sogar das Fernsehen für diesen schweren Fall von wildernden Hunden. Am Dienstag drehte das SWR-Fernsehen am Leheneck einen Beitrag für die Landesschau Baden-Württemberg. Mit dabei waren der Gundelfinger Jagdpächter Knapp sowie Ekkehard Ophoven von der Jägervereinigung Freiburg und die Gundelfinger Hundeexpertin Bettina Mutschler von der Hundeschule "Taps für Menschen mit Hund".
Es ging um die Frage "Was darf ich mit meinem Hund eigentlich wo?" Und Wie kann ich meinen Hund so erziehen, dass ein Waldspaziergang kein Problem ist?"
Mit ihrer Hündin Ayla demonstrierte Bettina Mutschler, was als Basis zwischen.
Mensch und Hund erarbeitet werden muss, bevor man gemeinsam ohne Leine auf Waldwegen unterwegs sein kann. So können Frauchen oder Herrchen zunächst das Abrufen von einem fliegenden Ball oder von einem Futterstück üben. "Da Hunde von Natur aus eine Jagdleidenschaft besitzen, haben sich abgewandelte Übungen aus der Jagd bewährt, um Hunde sinnvoll zu beschäftigen und die Beziehung zwischen Mensch und Hund zu vertiefen", so die Hundeexpertin Bettina Mutschler.
Verantwortung liegt bei den Hundehaltern
Die beiden passionierten Jäger Knapp und Ophoven, betonten, dass wildernde Hunde schon länger ein Problem seien, doch habe es sich in letzter Zeit verschärft. Sie sehen die Verantwortung bei den Hundehaltern, die ihre Hunde ohne Leine abseits der Wege durch den Wald toben lassen, ohne wirklich Einfluss auf sie zu besitzen. Erst unlängst ereignete sich im Unteren Wald in Denzlingen eine Episode: Vor einem Fahrrad rennend bemerkte ein Border-Collie-Rüde im Wald ein Rudel Rehe. Der Hütehund büxte dennoch ins Dickicht aus, nicht um die Rehe zu jagen, sondern um sie in "Border-Collie-Manier" kläffend zu umrunden und zum "Herrchen" zu treiben. Dieses stand am Wegesrand und pfiff. Doch bevor der Hund eine Reaktion zeigte, lösten die Rehe das Problem. Ein jedes sprang in eine andere Richtung. Da sich keines der Tiere hüten lassen wollte, trabte der Vierbeiner artig zu seinem Herrn zurück. Er musste kam dann an die Leine.
Die Waidmänner hoffen auf ein Umdenken bei den Hundebesitzern. Hundeexpertin Mutschler plädierte in dem Fernsehbeitrag für eine größere gegenseitige Rücksichtnahme, Verständnis für die andere Seite und ein freundliches Miteinander zwischen Jägern und Hundehaltern. Der Sendetermin steht noch nicht fest.
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.