Jagdpächter fotografieren wildernde Tiere. 25.03.2014
     Foto: Hegeringleiter Phillip Bethke machte am 27. Januar einen Schnappschuss in seinem Revier in Hüllhorst-Holsen.
     Aufruf des Landesjagdverbandes NRW - Jagdpächter fotografieren wildernde Tiere.
     Minden (mt). Gegen wildernde Hunde und Katzen greifen Waidmänner zu einer mächtigen Waffe: der Kamera. Anfang der Woche hatte der Landesjagdverband NRW einen Aufruf an seine Mitglieder geschickt, durch Haustiere verursachte Wildschäden zu dokumentieren. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung mit Tierschützern.
     Es geschah am 27. Januar in einem Revier am Wiehengebirge. Als zwei Hunde mehrere Rehe über die Schneefläche hetzten, nahm Jagdpächter Phillip Bethke sein Apple iPhone 5 und drückte ab. Die Aufnahme ging zum Landesjagdverband, dem im Kreis Minden-Lübbecke rund 1500 Mitglieder angehören.
     Daran hat kein Waidmann Freude
     Auf MT-Anfrage versicherte Bethke als einer von 18 Hegeringleitern im Mühlenkreis, dass kein Waidmann Freude daran habe, Haustiere zu schießen. Nach vorsichtigen Schätzungen gebe es aber in Deutschland zwei Millionen verwilderte Katzen, die die Vogelwelt schädigten. Auch im Wald streunende Hunde stellten ein Problem dar.
     Laut Gesetzgebung sind Jagdausübende berechtigt, Hunde und Katzen zu schießen, um Schaden für Wildtiere abzuwenden. Schon wenn sie 200 Meter vom nächsten Haus entfernt sind, dürfen Katzen geschossen werden. Als wildernd gelten Hunde bereits dann, wenn sie dem Wild nachstellen. Da es in diesen Fragen zu Konflikten mit Tierschützern kam, hatte der Landesjagdverband am 17. März zu seiner Fotoaktion aufgerufen. Damit soll das Ausmaß an Wildschäden für weitere Diskussionen dokumentiert werden.
     "Ich bekomme jetzt stündlich Bilder von Jägern", erklärte am Dienstag Andreas Schneider, Pressesprecher des Landesjagdverbandes (Dortmund). Zu sehen seien hetzende Hunde, gerissenes Rehwild und andere Tierkadaver mit tödlichen Blessuren, die mutmaßlich von Hunden stammten. Etliche Aufnahmen aus Ostwestfalen befänden sich darunter. "Wir wollen wissen, was in den Revieren los ist", sagt Schneider.
     Im Frühjahr wird der Landesjagdverband seine Fotoaktion fortsetzen. Denn Fehlgeburten und gerissene Kitze seien ebenfalls zu beklagen. Auch ausgeräumte Gelege und gerupfte Vogelkadaver sind für die Dokumentation von Bedeutung.
     Nicht nur mit der "Fotostrecke", sondern auch durch die Auseinandersetzung in sozialen Netzwerken wollen die Waidmänner Nordrhein-Westfalens für ihr Verständnis des Niederwildschutzes eintreten. Diskussionen in entsprechenden Foren sollen die 65000 Mitglieder an ihren Landesjagdverband melden, damit sich auch andere Jäger mit Bild- und Wortbeiträgen einmischen können, heißt es auf der Homepage der Organisation. "Gut ausgebildete Hunde wildern nicht und Katzen sollen kastriert sein und von ihren menschlichen Familien ordnungsgemäß gefüttert werden", sagt Schneider. "Tierschutz ist unteilbar und gilt auch für Wildtiere."
     Nach Auskunft des Landesjagdverbandes werden in NRW pro Jahr 70 Hunde und mehr als 1000 Katzen geschossen. In Minden hatte sich ein spektakulärer Fall vor zehn Jahren ereignet.
     Damals war im September 2004 ein Border Collie im Heisterholz vom Weg in den Wald gelaufen und von einem Jäger erschossen worden. Später musste sich der Waidmann vor Gericht verantworten und 500 Euro Bußgeld zahlen.

     Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.