Wildernde Hunde hetzen Rehe in den Tod. 06.03.2013
Heilbronn - Jäger im Heilbronner Köpfertal schlagen Alarm. Immer wieder sollen wildernde Hunde Rehen und anderen Wildtieren nachjagen und sie töten.
Jäger Norbert Rapp zeigt, wo die Hunde das Reh gerissen haben. Der Todeskampf soll länger als eine Stunde gedauert haben.Foto: Jürgen Kümmerle, pb press/Fotolia.
Heilbronn - Den Anblick des Rehkadavers wird Norbert Rapp nicht so schnell vergessen. Mindestens zwei wildernde Hunde sollen im Wald im Heilbronner Köpfertal das Tier gejagt und getötet haben. "Das muss eine lange, grausame Hetze gewesen sein. Selbst mich als abgebrühten Jäger trifft das sehr hart." Weit mehr als eine Stunde soll der ungleiche Kampf gedauert haben.
Langer Kampf
Die Spuren, die der 67-Jährige vergangene Woche im Schnee des Stadtwaldes gesehen hatte, seien eindeutig. Die Hunde müssen sich an dem Reh verbissen haben. Das Tier rannte schwer verletzt weiter. Doch die Hunde stellten dem Reh nach.
"Über 500 bis 600 Meter hat sich der Kampf zugetragen", sagt Rapp nach Spurenlage. Dass es sich bei dem Reh um ein angeschossenes oder durch einen Verkehrsunfall verletztes Tier handeln könnte, schließt Rapp aus. "Den Spuren nach zu urteilen müssen es sehr große Hunde gewesen sein." Außerdem dürfe seit 1. Februar nicht mehr gejagt werden.
Rapp macht sich vor allem wegen der Setzzeit im Frühsommer Sorgen. Das ist die Zeit, in der die Rehe ihre Jungen bekommen. "Rehkitze sind in der Zeit schwerfällig und können nicht flüchten", sagt Rapp. Vor drei Jahren seien mindestens zehn wenige Wochen alte Kitze innerhalb von zwei Wochen auf zum Teil grausame Weise gerissen worden. Bei eindeutiger Beweislage werden solche Fälle zur Anzeige gebracht. "Der Straftatbestand der Jagdwilderei ist gegeben. Außerdem verlangen wir eine Erstattung in Höhe von 200 Euro pro Reh."
Wildhetzer
Geht es nach den Jägern, muss es so weit erst gar nicht kommen. Rapp ist ein liberaler Mensch und selbst Hundehalter. Er weist darauf hin, dass eine Leinenpflicht im Wald eben nicht vorgeschrieben sei. "Solange sich die Hunde in einem Radius von 20 oder 30 Metern vom Hundehalter bewegen, ist das okay." Vielmehr geht es dem Donnbronner um notorische Wildhetzer oder Hunde, die nicht auf Zuruf gehorchen. "Die sollte man einfach an die Leine nehmen."
Abschuss
Dass ein Jäger einen freilaufenden Hund einfach erschießen darf, sei so ebenfalls nicht richtig. Das Landesjagdgesetz erlaubt den Abschuss eines Hundes, wenn er "erkennbar dem Wild nachstellt und dieses gefährden kann." Dies gilt nicht, "wenn Hunde eingefangen werden können" oder eine Begleitperson nach kurzer Zeit wieder auf den Hund einwirken kann. "Von einem Abschuss haben wir in den vergangenen 30 Jahren keinen Gebrauch gemacht", sagt der ehemalige Stadtförster.
Nach dem Vorfall mit dem zu Tode gehetzten Reh im Köpfertal hat Rapp einige Spaziergänger mit Hunden gefragt, ob sie etwas bemerkt hätten. "Die haben einen richtigen Hass auf die nachlässigen Hundehalter bekommen."
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.