Wildernder Hund reißt Reh in Vorhalle. 22.06.2011
Vorhalle. Ein wildernder Hund hat in Vorhalle einen Rehbock getötet. Spaziergänger fanden das verendete Tier in einem Buchensteilhang oberhalb der Becheltestraße.
Jagdaufseher Dietmar Eggert berichtete, im Unterbauch des Tieres hätten sich deutlich die Fangzähne des Hundes abgedrückt: „Und der Darm des Rehs war perforiert. Möglicherweise hat sich das Tier noch losgerissen und ist erst Tage später an der infizierten Bisswunde gestorben.“
Für die Jägerschaft im Hagener Norden hat sich damit die Reihe von Vorfällen mit frei laufenden, im Wald umher stöbernden Hunden zugespitzt. Neulich wurde ein wenige Tage altes Rehkitz von einem Hund getötet, eine Ricke verendete qualvoll, weil sie während des Geburtsvorgangs von einem Hund aufgescheucht wurde.
Der Rehwildbestand in den vier Revieren zwischen Kaisbergaue und Philippshöhe sei dramatisch zurückgegangen, so Eggert, für den die Ursache auf der Hand liegt: „Es sind eindeutig nicht angeleinte Hunde, die das Wild in fernere Reviere vertreiben.“ Die vorgeschriebenen Abschusspläne könnten nicht erfüllt werden, weil schlichtweg kein jagdbares Wild mehr vorhanden sei. Und diese Entwicklung sei nicht neu, schon 2009 seien vier Stück Rehwild von wildernden Hunden gerissen worden. Und im Vorjahr habe er selbst es nicht geschafft, seinen Revierbesitzer zu Weihnachten mit einer Rehkeule zu überraschen: „Das habe ich als persönliche Niederlage empfunden.“
Genetisch verankerter Jagdtrieb
Die Jäger würden häufig beobachten, dass Hundebesitzer ihre vierbeinigen Freunde beim Gassigehen im Wald nicht an die Leine nehmen würden, so Eggert. Tatsächlich darf ein Hund, so lange er auf dem Weg bleibt und auf Kommando augenblicklich stehen bleibt, im Wald frei laufen. Diese dehnbare Regelung wird freilich auch von Hundebesitzern in Anspruch genommen, die ihre Tiere nicht im Griff haben: „Solche Hunde jagen dann kreuz und quer durch den Wald und beunruhigen das Wild“, so Eggert. „Und manchmal fällt einem großen Hund ein Reh zum Opfer.“
Auch im Hagener Umweltamt weiß man um die Gefahren, die von frei laufenden Hunden im Wald ausgehen. Immer wieder würden Wildtiere von Hunden verfolgt, verletzt oder sogar getötet, heißt es in einer Mitteilung der Behörde: „Witterung oder Anblick flüchtender Wildtiere lassen den genetisch verankerten Jagdtrieb auch bei kleinsten Hunden schnell erwachen.“ Vor allem der tierische Nachwuchs habe kaum eine Chance und sterbe meist qualvoll. Hunde dürften deshalb auf Waldwegen nur frei laufen, wenn sie zuverlässig hörten und sich nicht vom Besitzer entfernten.
Doch offenbar befolgen, so beklagen es die Jäger im Hagener Norden, immer weniger Hundehalter die Regeln zum Schutz der wilden Tiere. Dietmar Eggert: „Obwohl die Jagdsaison bereits Anfang Mai eröffnet wurde, haben wir noch kein einziges Reh geschossen. Es gibt kaum noch welche.“
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.