Spekulationen um totes Reh in Groß Breesen. 08.02.2014
Anwohner vermuten einen Wolf als Angreifer / Experte hält auch andere vierbeinige Täter für denkbar
GUBEN Ein totes Reh hat in den vergangenen Tagen im Gubener Ortsteil Groß Breesen für Aufregung gesorgt. Gefunden haben es Anwohner des Baumschulenwegs. Schnell wurden Vermutungen laut, dass das Reh von einem Wolf gerissen worden sein könnte.
"Es sah sehr zugerichtet aus. An der Kehle waren Bissstellen, die Eingeweide waren herausgerissen. Die linke Hinterkeule war abgetrennt", beschreibt Lutz Richter das tote Reh, das auf einem Grundstück am Baumschulenweg gefunden worden war. Die Aufregung bei den Anwohnern war groß, nicht zuletzt, weil es vor einem Jahr schon einen ähnlichen Vorfall gab. Ein mit Richter befreundeter Jäger soll damals nach Ansicht von Fotos zu dem Urteil gekommen sein, dass die Bissspuren eindeutig von einem Wolf stammten.
Über denn aktuellen Fund wurde das Gubener Ordnungsamts informiert. "Der zuständige Jäger wurde beauftragt, sich um die Entsorgung zu kümmern", war von Stadtsprecherin Susann Winter zu erfahren. Entsorgt aber wurde der Kadaver nicht, er lag noch tagelang etwa zehn Meter vom Fundort entfernt, weiß Lutz Richter. Er geht davon aus, dass sich inzwischen andere Tiere am toten Reh "bedient" hätten. Am Donnerstag war nur noch der Kopf zu finden.
Für Richter ist es unverständlich, dass das verendete Tier nicht beseitigt wurde.
Tatsächlich habe der zuständige Jäger nicht ausschließen können, dass das Reh von einem Wolf gerissen wurde, und deshalb das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz informiert. Susann Winter: "Solange nicht festgestellt wurde, wie das Tier starb, darf es nicht entsorgt werden." Der zuständige Jäger konnte aus Krankheitsgründen keine Auskünfte geben, das Kontaktbüro Wolfsregion ist laut Anrufbeantworter erst ab dem kommenden Montag wieder besetzt.
"Für Wölfe in unmittelbarer Umgebung der Stadt gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Daher wollen wir uns an derartigen Spekulationen nicht beteiligen", betont Susann Winter. Auch Steffen Butzeck, Wildbiologe beim Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg, beruhigt. Im Raum Guben gebe es keine feste Wolfsansiedlung. "Die Verletzungen des Rehs weisen nicht auf einen Wolfsangriff hin. Ein Wolf nimmt sich das Fleisch, Rippen, Muskeln, nicht die Eingeweide. Er jagt und tötet nicht zum Vergnügen, sondern um zu überleben", erklärt Butzeck. Hysterie sei in diesem Fall unangebracht. Ein krankes oder geschwächtes Reh zu reißen, sei auch für einen Fuchs kein Problem. Und ein Kehlbiss sei keinesfalls ein Hinweis für den Angriff eines Wolfes. "Tiere sterben auch ohne Wölfe. Und diesen Biss kann sogar ein Jagdterrier einem Reh zufügen", so Butzeck.
Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.