Gewilderte Rehe empören die Jäger. 14.05.2013
     Wetter/Herdecke. Die Jäger Hergen Müller aus Wengern und Gerd Bönte aus Herdecke betonen: Hunde müssen in diesen Tagen im Wald an der Leine bleiben. Denn in jüngster Zeit wurden vermehrt Rehe gerissen. Bönte: „Wir sind es jetzt leid.“
     „Es ist ein Jammer. Die Ricke hätte in den nächsten Tagen gesetzt, also ihre Kitze geboren. Das Gesäuge ist voll Milch“, sagt Hergen Müller. Vor ihm liegt ein totes Reh mit zwei Kitzen. Gerissen von einem wildernden Hund. „Der hat ihr von hinten in die Keule gebissen“, so der Jäger und deutet auf zwei Bisswunden.
     Es ist schon das zweite Reh, das in diesen Tagen von Hunden in der Wengerner Mühle gewildert wurde. Das ist das Revier, für das Hergen Müller zuständig ist. „Wissen Sie“, fährt er fort, „ich bin Berufsjäger. Es ist für mich kein Problem, ein Tier zu erlegen. Aber wenn ich so etwas sehen, dann kriege ich das kalte Grausen. Sie müssen so eine Ricke mal schreien hören.“ Denn als eine Nachbarin am Donnerstagnachmittag unweit der Teiche das Tier entdeckte und ihn daraufhin verständigte, lebte es noch. „Ich musste die Ricke mit einem Fangschuss erlösen“, so Müller. Und fügt kopfschüttelnd hinzu: „Die Leute müssen doch irgendwann mal begreifen, dass sie ihre Hunde in diesen Zeiten nicht von der Leine lassen dürfen.“
     Nun hofft er, dass sich vielleicht Spaziergänger melden, die von dem wildernden Hund etwas mitbekommen haben. Überhaupt appelliert er an alle Spaziergänger: „Machen Sie Hundehalter darauf aufmerksam, dass sie ihre Hunde im Wald an die Leine nehmen müssen.“ Schließlich könne er ja nicht überall sein.
     „In manchen Jahren finde ich nicht nur zwei, sondern fünf und mehr gewilderte Rehe. Hundehaltern muss klar werden, dass sie mit ihrem Verhalten die Natur kaputt machen, die sie selbst im Wald suchen“, sinniert der Jäger. „Aber dann sagen wieder alle: Mein Hund wildert nicht. Aber es gibt keinen einzigen, der das nicht tut. Ein Hund hetzt immer, das ist ein Ur-Instinkt, und den kriegen sie nirgendwo rausgezüchtet.“ Außerdem müsse man als Hundehalter auch Rücksicht auf all die Spaziergänger nehmen, die eventuell Angst vor Hunden haben.
     Zornig ist auch Jagdpächter Gerd Bönte aus Herdecke, der ebenfalls am Donnerstag ein totes Reh in einem Zaun am Attenberg entdeckte: „Das ist gehetzt worden und hat sich im Zaun das Genick gebrochen.“ Alle Ansprachen an Hundebesitzer seien vergeblich, so Bönte. „Wir sind es jetzt leid“, spricht er für sich und seinen Mitpächter Christian Witten: „Wenn wir jetzt wieder Hunde sehen, die hetzen, dann werden wir schießen.“
     Aber wo bitte können Hundebesitzer ihre Vierbeiner denn mal ungestört frei laufen lassen, ohne Wildtiere in Gefahr zu bringen oder Spaziergänger zu verschrecken? „Fläche gibt es überall“, meint Hergen Müller und rät: „Dann sollen die Hundebesitzer mal auf die Barrikaden gehen, damit die Stadt ein Stück Land von einem Bauern anmietet. Schließlich zahlen ja auch alle Hundesteuer. Ich für meine drei Hunde allein 420 Euro im Jahr.“

     Wildernde Hunde in Deutschland, Österreich und der Schweiz.